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Hola, liebe Spielebegeisterte!
Hola, liebe Mallorca-Fans!

In diesem kleinen Artikel möchte ich eine der mir am häufigsten gestellten Fragen beantworten: Haben mein Spiel “Finca”, das 2009 im Hans im Glück Verlag erschien und heute vom US-amerikanischen Spieleverlag Pandasaurus Games vertrieben wird, eigentlich irgendetwas mit meiner Internetseite namens “ralfsfincas” zu tun? Gründen beide in verschiedenen Lebensbereichen? Oder gibt es vielleicht doch eine Geschichte, die beide Dinge miteinander verbindet?

Ralf und das Spiel Finca
Ralf und das Spiel Finca

Ich darf vorwegnehmen: Letzteres ist der Fall. Genaugenommen bedingen sich die Entwicklung des Spiels “Finca” und die Entstehung von “ralfsfincas” sogar gegenseitig. Doch eins nach dem anderen.

Schon in früher Jugend begann ich, mich für Brett- und Kartenspiele aller Art zu interessieren. Zu Beginn waren es die Klassiker wie “Mühle”, “Dame”, “Schach”, die ich mit meiner Oma im Zug spielte. Später - in den Achtzigern - kamen dann immer mehr moderne Spiele auf den Tisch: “Das Spiel des Lebens”, “Avalanche”, “Cluedo”, um nur einige zu nennen. Damals hat mich alles, was an einem Tisch mit anderen Menschen gespielt werden konnte, unfassbar begeistert.

Und dann begannen die Neunziger. Und ich mit ihnen ein Studium an der Uni Bielefeld. Ich wollte Mathelehrer werden. Und es kam, wie es kommen musste. Auf dem Vorlesungsplan entdeckte ich eine spieltheoretische Veranstaltung. Ohne seinerzeit genau gewusst zu haben, worum es sich dabei eigentlich handelt, habe ich mich eingeschrieben und war von den Socken, wie Probleme und Situationen aus der realen Welt heruntergebrochen wurden auf winzige Ausschüttungsmodelle, die letztlich Entscheidungslieferanten waren. Ich sah natürlich die großen Parallelen zu meinen Brettspielen und beschloss, selbst einmal ein Spiel zu erfinden.

Ralfs erste Spiele-Veröffentlichung: Marino
Ralfs erste Spiele-Veröffentlichung: Marino

Ich hatte gerade zu dieser Zeit Alex Randolphs herausragendes Zwei-Personen-Spiel “Geister” kennengelernt. Und da es - das weiß ich heute besser als damals - in der Regel einfacher ist, ein existierendes Spiel ein wenig zu adaptieren, oder sogar zwei existierende Spiele in einer Art mechanischer Kernschmelze miteinander zu verheiraten, war mein erstes Spiel naheliegenderweise eine Verbindung von “Geister” und dem guten, alten Schach. Es hieß “Marieno” und wurde 1992 beim heute nicht mehr existierenden Verlag für Spiel und Kunst veröffentlicht.

Meine erste Veröffentlichung! Ich war so unglaublich stolz, meinen Namen auf einer Spielepackung zu sehen. Irgendwie war ich jetzt ein “echter” Spieleerfinder. Und natürlich bastelte ich sofort an meiner nächsten Idee, die dann unter dem Titel “Zankapfel” nur ein Jahr später veröffentlicht wurde. Meine dritte Veröffentlichung war das Perlentaucherspiel “Tahiti”. Es erschien ebenfalls in den frühen Neunzigern, die mich zugleich in mein künftiges berufliches Umfeld spülten, nämlich zu den Kindern an Grundschulen, deren Lehrer ich fortan sein durfte.

Ralfs erste Spiele-Veröffentlichung: Marino
Deutscher Bildungssoftware Preis 2004 für Lernwerkstatt und Pushy

Es war die Zeit, als Computer in der Grundschule in Nordrhein-Westfalen noch gesetzlich verboten waren. Dank einer Rektorin mit Rückgrat, Revoluzzer-Gen und Weitblick scherte auch ich mich wenig darum, wohl wissend, dass der eine oder andere Lerninhalt für Kinder am Computerbildschirm besser transportiert werden kann, als Tafel, Buch und Heft es jemals könnten. Und so begann ich mit der Programmierung einer (wie könnte es anders sein) spielerischen Lernumgebung für Kinder. Die “Lernwerkstatt Grundschule” war geboren. Und mit ihr ein kleines Logikspiel als zentraler Teil der Anwendung: “Pushy”

Für mein digitales spielerisches Werk erhielt ich 2004 schließlich den Deutschen Bildungssoftware Preis. Meine finanzielle Situation entspannte sich durch den Preis in der Folge deutlich und ich erfüllte mir den Traum einer eigenen Finca mit kleiner Mandelplantage auf Mallorca. Rund 10 Jahre hatte ich mittlerweile an keinem Brettspiel mehr gewerkelt. Zu sehr nahmen mich Beruf und Spieleprogrammierung in Anspruch. Zu wenig Zeit, an analogen Spielkonzepten zu arbeiten.

Und hier verbinden sich endlich die beiden großen Handlungsstränge meines Lebens: Mallorca und Spielen. Meine neue finanzielle Freiheit erlaubte es mir, mich aus dem Beamtendienst des Landes NRW zu verabschieden und mich auf die Vermietung meiner neuen Finca auf Mallorca zu konzentrieren. Mehr und mehr Zeit verbrachte ich auf der Insel. Und mehr und mehr Zeit hatte ich nun endlich wieder für das Sinnieren über die eine oder andere Brettspiel-Idee. Und was lag näher als ein Spiel namens “Finca” zu erfinden. Ich weiß noch, wie sehr ich in diesen Titel verliebt war, auf den mein Co-Autor Wolfgang Sentker seinerzeit gekommen war. Ich hatte mir sogar in meinen Vertrag schreiben lassen, dass Spiel nicht anders genannt werden dürfe. Ich wollte nicht, dass es “Mallorca”, oder “Mandel City” oder sonstwas heißt. Nein, es sollte “Finca” heißen. Und meine gerade erworbene Finca sollte aufs Cover. Bernd Brunnhofer, der seinerzeit noch Verlagschef bei “Hans im Glück” war, erklärte sich einverstanden und wies den Grafiker Franz Vohwinkel an, das Cover nach einem Foto meiner Finca zu gestalten.

Als das Spiel 2009 dann auch noch zum “Spiel des Jahres” nominiert wurde, war ich mindestens so stolz, wie damals bei meinem Erstlingswerk “Marieno”. Meine Finca und mein Name auf einer Spielepackung. Und diese Spielepackung auf einmal in ganz vielen heimischen Spieleregalen.

Ralf zur Linde
Ralfs Material-Lager für neue Prototypen

Jetzt gab es kein Halten mehr. Ich konzentrierte mich wieder verstärkt auf die Entwicklung analoger Spiele, hatte aber immer noch genug Zeit, meine kleine Internetseite “Fincallorca”, die ich ausschließlich zum Anbieten meiner eigenen Finca für interessierte Mallorca-Urlauber aufgesetzt hatte, schrittweise mit Julian Grupp (im Übrigen Sohn des Verlagschefs, der mein Spiel “Pushy” veröffentlicht hat und auch heute noch vertreibt) zu vergrößern. Schnell boten wir interessierten deutschen Mallorca-Urlaubern auch die benachbarten Fincas an. Dann die Fincas der Freunde der Nachbarn. Dann die Fincas aus dem ganzen Dorf. Und es dauerte nicht lang, da war unsere kleine Unternehmung auf einmal der Marktführer für die Vermittlung von Fincas auf Mallorca. Natürlich sah ich zu, dass in allen von uns angebotenen Fincas immer auch Finca-Spiel lag. Denn auch auf Mallorca regnet es mal. Und dann braucht es ein gutes Spiel auf dem Tisch.

Und so gingen die nächsten 10 Jahre dahin. Bis 2019 veröffentlichte ich viele weitere Spiele, nicht selten mit anderen Spieleautoren zusammen. Doch ich wollte noch viel mehr Spiele machen. Ich hatte sooo viele Ideen. Aber sooo wenig Zeit, weil die Firma mittlerweile auf 70 Mitarbeiter angewachsen war und mich als geschäftsführenden Gesellschafter entsprechend forderte.

Es musste eine Entscheidung her: Fincallorca oder die Spiele. Julian und ich entschieden uns, Fincallorca zu verkaufen. Und da war sie endlich! Die Zeit, nach der ich mich die ganze Zeit so gesehnt habe. Was konnte ich mich jetzt um die Umsetzung meiner ganzen Spielideen kümmern. Ich baute meine Garage in eine kleine Spielewerkstatt um, mit Guillotine, Karteneckenrundern, Locheisen, Kappafix-Platten und allen möglichen weiteren nützlichen Gerätschaften. Und natürlich mit reichlich Stauraum für allerlei kleinteilige Spielmaterialien aus Holz, Plastik, Glas und Pappe, um alles ganz schnell griff- und verarbeitungsbereit zu haben, falls mal wieder ein neuer Geistesblitz einschlägt, der in einen Spiele-Prototypen umzusetzen ist. Und so kam es, dass ich in den letzten 5 Jahren unglaublicherweise mehr Spiele veröffentlicht habe, als in den 30 Jahren davor.

Ralfs Ludographie
Ralfs Ludographie

In Summe sind es 40 Veröffentlichungen. In einem solchen Haufen fällt das wohl wichtigste Spiel meines Lebens - “Finca” - gar nicht mehr richtig auf. Es geht nahezu unter im Stapel meiner Veröffentlichungen und sollte (wie "Miezekatze" oder “Brilliant” ja auch) vielleicht doch besser aufrecht stehend platziert werden. Aber auch im liegenden Zustand gilt:

Mein Herz und ich wissen sehr genau um den Wert, den “Finca” für zweierlei Ebenen hatte:
es war zum einen der Booster für meine heutige ludographische Breite. Zum anderen materialisiert sich in “Finca” meine Liebe für Mallorca, sein Land und seine Leute und natürlich die wunderschönen Fincas, in denen viele von uns “Nordlichtern” sooo gerne urlauben. Und damit sind wir endlich im Hier und Heute und auch bei ralfsfincas angekommen. ralfsfincas ist mein neuer Versuch, Fincas vor allem an diejenigen von euch zu vermitteln, die Lust haben, im Urlaub das eine oder andere meiner Spiele zu spielen. Es ist der Versuch in vielen der Ferienhäuser eine kleine Auswahl meiner Spiele bereitzustellen - und eben nicht nur “Finca”, so wie früher. Und es ist auch mein Versuch, das Kulturgut Spiel Menschen aus allen Ländern der Erde an genau demjenigen Punkt im Leben näherzubringen, an dem sie wohl am empfänglichsten dafür sind: im Urlaub!

Salut de Mallorca! Euer Ralf